März 2016

Mut zu mehr Freiräumen für Kinder im Web

Sind Schonräume für das Internet in Schulen sinnvoll?

Bei der Nutzung von Computern im Unterricht ist Deutschland internationales Schlusslicht unter den Industrieländern. Henning Kullak-Ublick fordert als Vorstand der Walldorfschulen, Kinder bis zum 12. Lebensjahr aus pädagogischen Gründen von Computern fern zu halten, was die Diskussion um die vermeintlich fehlende digitale Kompetenz von Lehrern weiter angeheizt hat.

Oftmals verhindert Software den Zugriff der Schüler auf bestimmte Internetseiten. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom, bei der 505 Lehrer der Sekundarstufe I befragt wurden. Wie passt das zusammen: hohe technische Einschränkungen beim Surfen versus Kompetenz zum selbstständigen Umgang mit digitalen Medien entwickeln.

Schonraum

Mehrheit der Lehrer empfindet Schutzsysteme als sinnvoll

Eine repräsentative Studie des Digitalverbands Bitkom kommt zu dem Ergebnis, dass an den meisten Schulen in Deutschland eine Sicherheitssoftware eingesetzt wird, um den Zugang ins Internet für die Schüler zu begrenzen. Dabei halten der Studie zu Folge 99 Prozent der Lehrer technische Schutzmaßnahmen für sinnvoll. Sogenannte Contentfilter verhindern den Zugriff auf bestimmte Internetseiten oder Kategorien, wie etwa Glücksspiel-Angebote oder Hacking-Seiten. Durch die Filtersoftware wird auch der Schutz des schulinternen Netzwerks verbessert, indem Seiten, die zur Verbreitung von Schadsoftware beitragen, nicht aufgerufen werden können.

Wenn es um den Schutz des schulinternen Netzwerks, also der Computer geht, mögen solche Contentfilter sinnvoll sein. Aber wie sieht es für die Entwicklung von Medienkompetenz bei den Schülern aus? Ist es sinnvoll, den Freiraum der Schüler beim Internet-Surfen so stark einzugrenzen?

Restriktive Maßnahmen fördern negative Erfahrungen

Eine EU-weit durchgeführte Studie der London Scholl of Economics (LSE) gibt Anlass dies kritisch zu sehen. Dort wurde herausgefunden, dass medienkompetente Kinder mehr Kontakt zu riskanten Seiten im Internet haben, als Kinder die eine weniger ausgebildete Medienkompetenz entwickelt haben. Restriktive Maßnahmen umschiffen zwar potentielle Risiken im Netz, führen aber bei den Kinder letztlich zu mehr negativen Erfahrungen als bei Kindern denen mehr Freiräume gewährt werden. Prof. Dr. Uwe Hasebrink (Universität Hamburg) plädiert dementsprechend für mehr Mut zu Freiräumen für Kinder im Internet:

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Stellt man der Bitkom-Befragung von 505 Lehrern eine aktuelle Befragung von 500 Schülern durch das Meinungsforschungsinstitut YouGov gegenüber, sind generelle Zweifel an der digitalen Kompetenz von Lehrern angebracht. Gerade einmal acht Prozent aller befragten Schüler fühlen sich von ihren Lehrern und dem Unterricht auf die Herausforderung eines zunehmend digitalisierten Alltags und Arbeitslebens adäquat vorbereitet. Grund dafür sind unter anderem die fehlende Einbindung von digitalen Medien im Unterrricht und veraltete Lehrmethoden.

Das Anfang März vom Walldorfschulen-Vorstand Henning Kullak-Ublick veröffentlichte Statement, Kinder bis zum 12. Lebensjahr von Computern fernzuhalten, hat die Debatte um fehlende digitale Kompetenzen von Lehren noch verschärft.

Die MedienMonster verfolgen diese Debatte mit Spannung und fördern aktiv die Medienkompetenz sowohl von Lehrern und Erziehern als auch von Schülern. Hier erfahrt ihr mehr über unseren Verein und was wir so alles an den Schulen machen.